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42195 Meter - keiner weniger und nur wenige mehr

DIE KOLUMNE ZUM MITTWOCH

13.06.2001

Die Vermessung einer Strecke ist eine "Doktorarbeit"! Es sieht eigentlich immer ganz einfach aus: Am Beginn des Laufes steht meistens ein Transparent mit der Aufschrift" Start" und zum Schluß das Wort "Ziel".
Dazwischen liegt für die Läufer das wichtigste, wofür sie trainieren: Die STRECKE!

Die STRECKE muss in einer Zeit durchlaufen werden, wenns geht, in einer immer schnelleren Zeit.

Die Uhr und die Zeit sind unbestechlich - die STRECKE muss es auch sein.

Dafür gibt es Regeln, wie zu vermessen ist. Wenn eine Strecke zu kurz ist, dann gibt es, wenn der Lauf vorbei ist, einen Skandal, weil die Zeiten nicht anerkannt werden. Der Beispiele gibt es viele, ganze berühmte Namen von Läufen sind darunter.

Ein großes Verdienst kommt der Association of International Marathon and Road Races (AIMS) zu. Das ist eine Vereinigung der großen Straßenlaufveranstalter aus aller Welt, die das Messfahren weltweit vereinheitlicht haben, der Internationale Leichathletik-Verband IAAF hat das nach jahrelangem Streit anerkannt und auch beim DLV wird jetzt nach dieser Methode verfahren.

Der BERLIN-MARATHON hat auch dazu beigetragen, daß diese Entwicklung vorangetrieben wurde. Am 24./25.09.1996 wurde in Berlin ein Streckenvermessungsseminar unter Leitung von John Disley/London veranstaltet.

Ein Absolvent dieses Seminars ist Siegfried Menzel, der bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung tätig ist und staatlicherseits für Vermessungen in Berlin zuständig ist. Für die IAAF/AIMS hat er das höchste Prädikat als "A-Measurer".

Er hat verantwortlich in Berlin die HALBMARATHON Strecke (Weltjahresbestzeit), den 25 km Lauf und die Weltrekord-Strecke des real,- BERLIN-MARATHON vermessen.
In einer Millionenstadt wie Berlin eine 42,195 km Strecke fachgerecht zu vermessen und dabei repräsentative Start- und Zielorte zu finden, ist ein Meisterwerk der besonderen Art. Die Strecke wird lange vor dem Lauf, mit Unterstützung der Berliner Polizei vermessen. Dann erfolgt eine Abnahme durch einen ausländischen Vermessungsspezialisten der IAAF/AIMS, zumeist John Disley oder Hugh Jones (beide aus London). Das geschieht meistens nachts, auch mit Hilfe der Polizei, da die Vermessung im laufenden Verkehr - auch im Gegenverkehr -vorgenommen werden muss.

Ebenso wird verfahren beim Auftragen der berühmten "Blauen Linie", die die kürzeste Strecke, die ein Läufer zurücklegt, darstellt. Läufer versuchen immer zu "schnippeln", d.h. die kürzest mögliche Strecke zu laufen - das muß der Vermesser im Auge haben und auch so vermessen.

Was so einfach aussieht, nämlich so schnell wie möglich von A nach B zu kommen, aber vermessungstechnisch genau - ist in einer Großstadt wie Berlin, ein wahres Kunstwerk.
Dem Vermesser, der dann auch noch Strecken so genau vermißt, daß auf ihr Rekorde gelaufen werden können, die den offiziellen Regeln entspricht und dannn sogar dazu noch eine Sightseeingstrecke ist, sei an dieser Stelle ein Denkmal gesetzt - und ein öffentliches Dankeschön gesagt.

Genug der Einleitung, hier nun die Kolumne von Siegfried Menzel:

42195 Meter - keiner weniger und nur wenige mehr

Zuerst ist die Idee, dann folgt der Stadtplan. Sehenswürdigkeiten, wichtige Gebäude, wichtige Plätze und wichtige Straßen werden markiert, Start- und Zielbereich festgelegt. Es folgen mittels Kartenmessrad erste Streckenmessungen. Liegt die Strecke annähernd fest, wird sie mit dem Auto abgefahren und nach der Brauchbarkeit überprüft. Sie muss sowohl für Läufer, Powerwalker, Rollstuhlfahrer und Inlineskater gefahrlos zu benutzen sein.

Sind all diese Anforderungen erfüllt, wird die genaue Vermessung durchgeführt. Straßenläufe werden mit dem Jones Counter vermessen. Es handelt sich dabei um ein Zählwerk, welches auf der Achse des Vorderrades eines Fahrrades montiert ist und die Drehzahl des Rades festhält. Jede Umdrehung wird in 20 oder 24 Counts zerlegt. Da jedes Rad einen anderen Umfang hat, muss die Größe eines Counts bestimmt werden. Man benötigt dafür eine mittels elektrooptischem Entfernungsmesser genau bestimmte Strecke von ca. 600 bis 1000 Meter. Diese Vergleichsstrecke sollte gefahrlos in beide Richtungen befahrbar sein und sich in der Nähe von Start und Ziel befinden. Diese Strecke wird nun viermal abgefahren und dabei am Anfang und Ende der Jones Counter abgelesen. Diesen Vorgang nennt man kalibrieren.

Dieses Kalibrieren wird vor und nach der eigentlichen Vermessung durchgeführt, da sich durch Erwärmung der Luft und Änderung des Luftdruckes der Umfang des Rades und damit der Wert eines Counts verändert. Das Mittel aller Messungen ergibt den Tageswert, mit dem die Vermessung des Laufes ausgewertet wird.

Es empfiehlt sich, einen guten elektronischen Tacho am Fahrrad zu haben, den man nach dem Vorkalibrieren auf den richtigen Umfang des Rades einstellt.

Für die Vermessungsarbeiten auf öffentlichen Straßen sind ein, besser zwei polizeiliche Sicherungsfahrzeuge unerlässlich. Ein eigenes Begleitfahrzeug, mit dem der Vermesser per Funk in Verbindung steht, erleichtert und beschleunigt die Arbeiten enorm. Ablesungen am Jones Counter und andere Festlegungen werden per Funk durchgegeben und im Begleitfahrzeug festgehalten. In der Nähe des späteren Startes legt man jetzt eine eindeutige Messlinie (Nulllinie) fest. Eine Laterne mit Kennnummer und dazugehörige Grundstücksnummer ist eine hilfreiche Markierung.

An dieser Linie beginnt die Messung. Sie wird auf der sogenannten idealen Lauflinie durchgeführt. Der Jones Counter wird abgelesen und der elektronische Tacho auf Null gestellt. Nach ca. 1000 m auf dem Tacho wird an einem eindeutigen Punkt der Jones Counter abgelesen. Dieser Punkt wird durch den Straßennamen, eine Grundstücksnummer, ein Hinweis auf eine kommende oder soeben überquerte Straße, eine Laterne, eine Lichtsignalanlage oder ähnliches eindeutig festgelegt. So verfährt man jetzt alle 1000 m, Halbmarathon, 5 Meilenpunkte bis man auf dem elektronischen Tacho 42195 erreicht hat. Nach der nun erforderlichen Schlusskalibrierung und dem Ermitteln des Tagesarbeitswertes kann die Auswertung beginnen.

Für alle am Jones Counter abgelesenen Punkte bekommt man nun einen auf Null bezogenen Wert in Meter. Nun ergeben sich Korrekturen für alle 1000 m u. ä. Punkte, aber auch für die Gesamtlänge des Laufes. Diese im allgemeinen kurzen Strecken werden mittels Messband oder ähnlichem Gerät wenige Tage vor dem Lauf örtlich vermessen und die sich nun ergebenden einzelnen Streckenpunkte farblich mit Ziffern oder Buchstaben gekennzeichnet. Für Start und Ziel fertigt man Skizzen, um für alle klare Verhältnisse zu schaffen. Ein Gesamtplan mit allen für den Lauf erforderlichen Punkten ist herzustellen.

Siegfried R. Menzel


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